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St. Ingberts schönste Seiten


Eine Zeit zwischen Bangen und Hoffen
Kategorie: [Sehenswertes]
Zeitzeugen berichten über ihre Erinnerungen an die Luftschutzanlage Blieskasteler Straße und an die Zeit des Zweiten Weltkrieges in St. Ingbert
 
Nach der Begehung der Luftschutzanlage Blieskasteler Straße haben wir uns mit ersten Zeitzeugen unterhalten. Die Eindrücke, die zwischen Bangen und Hoffen in der Zeit des Zweiten Weltkrieges entstanden, sind bis heute in den Erinnerungen dieser Personen geblieben.
 
Stollen wurde zur zweiten Heimat
 
Eine Zeitzeugin, die sich noch sehr gut an den Stollen in der Blieskasteler Straße erinnern kann, ist die heute 90-jährige Ruth Schier. Als junge Frau war sie in dem Stollen am Funk eingesetzt. Tag und Nacht wurden Funksprüche überwacht, die Meldungen über Luftbewegungen der feindlichen Flieger enthielten. 
Akribisch wurde jede Meldung in das „Tagebuch der Luftschutz Warnstelle St. Ingbert“ eingetragen, erinnert sich Ruth Schier noch heute sehr genau an ihre Tätigkeit in der Stollenanlage. In den Tagebüchern finden sich auch Polizeiberichte über Bombenangriffe in St. Ingbert wider. Ruth Schier überlies dem Stadtarchiv vor ein paar Jahren ihre persönlichen Abschriften und Tagebücher aus dieser Zeit. Für den Archivar der Stadt St. Ingbert, Dieter Wirth (Foto), ein echter Glücksfall: „Sicher liegen noch in vielen St. Ingberter Haushalten wertvolle Dokumente aus dieser Zeit.“ Wer möchte, dass diese Dokumente für die Nachwelt erhalten bleiben, kann diese gerne dem Stadtarchiv überlassen.
 
Günter Hien aus dem Josefstal kann sich ebenfalls noch an die Zeit im Zweiten Weltkrieg erinnern. Als Kind musste er bei Fliegerangriffen auch schon mal in dem Stollen in der Blieskasteler Straße Schutz suchen: „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass es einige Familien gab, die gegen Ende des Krieges dauerhaft in dem Bunker Schutz gefunden hatten. Es gab sogar eine Kochstelle, an der einfache Mahlzeiten zubereitet wurden.“ Die meiste Zeit während der Luftangriffe verbrachte Günter Hien im Grubenstollen am Rischbach.
 
Oberste Etage fiel Straßenbau zum Opfer
 
Ursprünglich bestand die Stollenanlage aus zwei Etagen. Die obere Etage musste Mitte der 1980er Jahre weichen, als die Wollbachstraße im Rahmen der Baumaßnahmen für den inneren Ring verlängert wurde. Laut Zeitzeugen gab es dort früher einen Zugang vom Hobels aus. Da, wo heute das Parkhaus steht, stand früher ein Spital. Etwas unterhalb dieses Spitales war die Totenkammer, die im Volksmund auch „Dodehäusje“ genannt wurde, in dem schon im Ersten Weltkrieg Leichen wegen der Kühle, die in dem kühlen Felsenraum herrschte, aufbewahrt wurden. Von diesem Raum ging über einen Schacht eine Leiter in den unteren Bereich der Anlage. Wenn bei Alarm die Zeit knapp wurde, benutzten Bewohner des Hobels gelegentlich auch diesen Zugang zu den Schutzräumen.
 
 
Der Eingang zur Totenkammer auf einer Federzeichnung von Oswald Hoffmann (Foto Stadtarchiv) Eine Luftaufnahme von 1955 zeigt noch den Eingang der Totenkammer (linker Pfeil). Heute verläuft an dieser Stelle die Verlängerung der Wollbachstraße mit der Unterführung (rechter Pfeil).
 
 
 
St. Ingbert im Loch wir finden dich doch“
 
St. Ingbert war im Zweiten Weltkrieg oft Ziel feindlicher Luftangriffe. In den letzten Kriegsjahren nahmen die Angriffe durch die „Jabos“, wie die Jagdbomber der Alliierten genannt wurden, massiv zu. Viele Bürger verloren dabei ihr Leben. In den Tagebüchern der Luftschutz Warnstelle finden sich die Protokolle der St. Ingberter Schutzpolizei über die Bombenangriffe und ihre Auswirkungen. Am 11. März 1945, neun Tage bevor für St. Ingbert der Krieg vorbei war findet sich folgender Eintrag: „Betreff: Bombenabwurf auf Stadtgebiet St. Ingbert. Am 11.3.1945 um 9 Uhr griffen feindliche Flugzeuge das hiesige Stadtgebiet an. Dieselben warfen insgesamt 18 Sprengbomben ab, hauptsächlich in das nördliche Stadtgebiet“. Der Spruch: „St. Ingbert im Loch wir finden dich doch“, dessen Herkunft wir nicht genau klären konnten, schürte bei einigen Bürgern die Angst davor, dass es St. Ingbert auch noch schlimmer treffen könnte.
 
Angriffe auch an Heilig Abend
 
Die Bevölkerung musste täglich mit Angriffen durch feindliche Jabos rechnen. Selbst am Heiligen Abend 1944, dem letzten Kriegsweihnachtsfest, weist das Tagebuch der Luftschutz Warnstelle St. Ingbert viele Einträge aus, darunter zweimal Fliegeralarm (Foto).
 
9.10 Uhr: „Luftgefahr 15“
9.30 Uhr: „Öffentliche Luftwarnung“
10.00 Uhr: „Fliegeralarm“
10.51 Uhr: „Vorentwarnung“
12.49 Uhr: „Fliegeralarm“
16.09 Uhr: „Vorentwarnung“
17.02 Uhr: „Luftgefahr vorbei“
18.57 Uhr: „Öffentliche Luftwarnung“
20.07 Uhr: „Luftgefahr vorbei“
 
 
 
 

Veröffentlicht am 02.09.2011 von Norbert Ramelli
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